Das Projekt untersucht Übersetzungen vernakularer Literatur ins Lateinische, die in der Frühen Neuzeit im Druck erfolgreich waren. Es arbeitet komplementär zur bisherigen Forschung, indem es Latein als Ziel- und nicht als Ausgangssprache fokussiert und die neulateinische Übersetzung ins Zentrum stellt. Es zielt darauf, (1) die kulturellen Funktionen und ökonomischen Ziele der versio latina zu erschließen, (2) die besondere, durch Mehrfachreferenz geprägte Translationssituation des neuzeitlichen Übersetzens ins Lateinische zu beschreiben und theoretisch zu reflektieren, und mit beidem (3) die ‚vergessene Latinität‘ der vernakularen Literatur ins Bewusstsein zu heben, die für die Internationalisierung des frühneuzeitlichen Literaturbetriebs und Buchhandels von größter Bedeutung war. Ziel ist es, ein relevantes internationales Textcorpus und seine Übersetzungskontexte skoposorientiert zu untersuchen. Die erzielten Ergebnisse sollen die versio latina als Komplementärphänomen zum Übersetzen aus dem Lateinischen und als Intermediärphänomen des globalen Austauschs kenntlich machen.
Das Projekt ist am Lehrstuhl für Lateinische Philologie I der Universität Tübingen angesiedelt und wird von Prof. Dr. Anja Wolkenhauer geleitet und von Julia Heideklang und Jan Shavrin bearbeitet.