Das Projekt zur deutschsprachigen Wissens- und Erzählliteratur erforscht in der zweiten Phase die historische Semantik von ‚Übersetzen‘ in der Frühen Neuzeit am Beispiel der deutschsprachigen Erzählliteratur des 17. Jahrhunderts, dabei räumlich auf benachbarte europäische Sprachen und zeitlich vor- und rückwärts in das 16. und 18. Jahrhundert ausgreifend. Untersucht werden, neben zeitgenössischen Poetiken und gelehrten Texten, schwerpunktmäßig Paratexte (Vorreden, Widmungsgedichte u.Ä.) erzählender Literatur sowie fiktive Übersetzungsszenen in Erzähltexten selbst.
Leitfrage ist dabei, wie darin Übersetzungsvorgänge und -praktiken in proto-theoretischer Darstellungsform, nämlich begrifflich, metaphorisch, motivisch und thematisch konzipiert werden. Methodisch verfolgt das Projekt den Ansatz einer Literaturhistoriographie semantischer Einheiten, der bereits elaborierte Konzepte wie jene der Begriffs- und Motivgeschichte, der literaturhistorisch-philologisch verfahrenden Metaphorologie sowie der Thematologie problemhistorisch zusammenfasst und spezifisch weiterentwickelt. Ziel des Projekts ist es, derart einerseits einen Beitrag zur Geschichte der Übersetzungstheorie avant la lettre zu leisten und mit seinem Fokus auf der Erzählliteratur andererseits zur Entstehungsgeschichte fiktionalen Erzählens auf Grundlage des Übersetzens im 17. Jahrhundert beizutragen.
Das Projekt ist am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg angesiedelt und wird von Prof. Dr. Dirk Werle geleitet. Projektmitarbeiterin ist Fiona Walter.