Übersetzungen literarischer und nicht-literarischer Vorlagen aus den alten sowie aus den benachbarten Volkssprachen sind in ihrer Bedeutung für die Schriftkulturen der Frühen Neuzeit kaum zu überschätzen. Befördert durch die zeitgenössische Nachahmungspoetik nahmen Praktiken des Übersetzens weitgehenden Einfluss auf vielfältige literaturgeschichtliche Teilbereiche wie etwa die Gattungsentstehung und -entwicklung. Angesichts der Ubiquität der übersetzerischen Textproduktion in der Frühen Neuzeit erscheint es umso erstaunlicher, dass zeitgenössische Äußerungen und Reflexionen über das Übersetzen eher selten anzutreffen sind. Die Suche nach frühneuzeitlichen Theoretisierungen des Übersetzens gestaltet sich insofern problematisch, als man auf eine spezifische historische Semantik in Form von Begriffen, Metaphern, Topoi oder auch fiktiven Imaginarien stößt, die die zeitgenössische Übersetzungsreflexion grundlegend prägten, dabei jedoch ihrerseits erklärungs- und interpretationsbedürftig sind.
Die von Fiona Walter und Dirk Werle (SPP-Teilprojekt Historische Semantiken) organisierte interdisziplinäre Tagung fragt nach begrifflich-terminologischen, metaphorischen und topischen Thematisierungen des Übersetzens in literarischen und nicht-literarischen Kontexten der Frühen Neuzeit. Methodisch angestrebt wird dabei eine Erweiterung der historischen Semantik um pragmatische Aspekte: Von Interesse sind die konkreten kommunikationssituativen Voraussetzungen und Bedingungen frühneuzeitlicher Übersetzungsterminologien, Übersetzungsmetaphoriken und Übersetzungstopoi und ihr sich wandelnder Handlungssinn in Abhängigkeit von der Funktionalisierbarkeit in diversen Rede- und Publikationszusammenhängen sowie Textgattungen.
Anbei finden Sie das vorläufige Programm. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bis zum 01. Feb. 2024 bei Dirk Werle (dirk.werle@gs.uni-heidelberg.de) oder Fiona Walter (fiona.walter@gs.uni-heidelberg.de) anzumelden.