‚Die Frühe Neuzeit war eine Zeit florierender diplomatischer Aktivitäten auf dem europäischen Kontinent, die durch die zunehmende Verbreitung diplomatischer Residenzen und das gehäufte Aufkommen von Friedenskongressen gekennzeichnet war. Auch sprachliche Gepflogenheiten änderten sich dramatisch, wobei Latein, Deutsch und Italienisch nach und nach vom Französischen als gesamteuropäischem Medium der Diplomatie verdrängt wurden.
All diese Entwicklungen hatten erhebliche Auswirkungen auf die Rolle der Übersetzung in der Diplomatie und beeinflussten deren Funktionsweise auf vielfältige Art:
Übersetzungsdienste wurden gegründet oder erweitert und umgestaltet und die Großmächte erkannten die Notwendigkeit, Übersetzer auszubilden, um die Effizienz ihrer Außenpolitik zu steigern. Dies führte schließlich zur Gründung von Schulen für angehende Übersetzer und Diplomaten und zur Entwicklung verschiedener Praktiken wie der sprachlichen Ausbildung von »giovanni de lingua« oder »jeunes de langues«. Diese Neuerungen ermöglichten es der frühneuzeitlichen Diplomatie, zumindest bis zu einem gewissen Grad mit der starken Zunahme diplomatischer Kontakte Schritt zu halten, die zu einer immer umfangreicheren diplomatischen Korrespondenz führten. Einige dieser Initiativen, wie die Gründung von Fachschulen, waren jedoch nur von kurzer Lebensdauer und führten nicht zu nachhaltigen Ergebnissen. Da Übersetzer in einem mehrsprachigen und multikulturellen Umfeld leben und arbeiten, waren sie oft cultural broker mit hybriden kulturellen Identitäten.
Wir möchten einen transnationalen und interdisziplinären Blickwinkel einnehmen und das Thema auf der Grundlage neuer Primärquellen im breiten Kontext der Entwicklung der Übersetzung und der Entstehung der Diplomatie in der Frühen Neuzeit betrachten.‘ (zum vollständigen CfP).
Forscher:innen sind eingeladen, ihre Vorschläge (Abstract mit 500 Wörtern und Kurzbiografie) bis zum 15. September 2023 an Dr. Vladislav Rjéoutski (DHIP) (VRjeoutski@dhi-paris.fr) zu senden.