Dr. Yen-Mai Tran-Gervat (Sorbonne Nouvelle, Paris), Mercator Fellow des SPP 2130, nimmt als Ausgangspunkt des Workshops Vergleiche zwischen modernen europäischen Übersetzungsgeschichten und -projekten vor, um sich den grundlegenden methodischen Problemen anzunähern – an erster Stelle sicherlich Strukturentscheidungen: Die Historia de la traducción en España (2004) gliedert nach den drei größten Regionalsprachen in Spanien, Katalanisch, Galicisch und Baskisch, die Oxford History of Literary Translation in English (2005–2010) ordnet nach den Ausgangssprachen, wohingegen die Histoire des Traductions en langue francaise (2012–2019) thematisch bzw. genreorientiert vorgeht. Zweiter Schwerpunkt ist die Frage, was eine Übersetzungsgeschichte von einer klassischen (nationalen) Literaturgeschichte unterscheidet, inwiefern letztere die Normativitätsfalle bzw. das Reproduzieren unbewusster Vorurteile vermeiden kann, und welchen Einfluss auch akademische fachpolitische Auseinandersetzungen auf diese Frage haben.
Während die drei genannten großen Buchprojekte alle zwischen 2000 und 2005 gestartet wurden, gibt es mittlerweile eine Vielzahl digitaler Ressourcen, die die verfügbaren Daten über Übersetzungen und Übersetzer:innen kontinuierlich erweitern, wie auch zwei Teilnehmerinnen berichten, die am Aufbau einer polnischen und einer uruguayischen historisch orientierten Übersetzungsdatenbank mitarbeiten.