Im Rahmen eines Workshops zur Rolle Chinas in der europäischen Wissensordnung im 17. und 18. Jahrhundert, der am 14. und 15. Juli 2022 organisiert von Mark Häberlein und Dorothee Schaab-Hanke an der Universität Bamberg stattfindet, hält Hans-Jürgen Lüsebrink einen Vortrag. In dessen Mittelpunkt steht die bisher in der Forschung kaum berücksichtigte Frage, welches ökonomisch orientierte Wissen über China in französischen Enzyklopädien, insbesondere in ökonomischen Enzyklopädien, vermittelt wurde und welche Formen der Perzeption, auch stereotyper Art, hiermit verknüpft wurden. Nach einem kurzen Abriss der europäisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen im 18. Jahrhundert und der Analyse der China-Artikel im Grand Dictionnaire historique (Erstausgabe 1674) von Louis Moréri und in der Encyclopédie (1751-72) von Diderot und D’Alembert, in denen wirtschaftliches Wissen über China eine untergeordnete Rolle spielten, steht die Untersuchung der China-Artikel in den beiden großen makroökonomisch ausgerichteten französischen Enzyklopädien des Aufklärungszeitalters im Fokus des Vortrags: zum einen das in zunächst drei, später fünf Foliobänden publizierte Dictionnaire Universel de Commerce der Gebrüder Savary des Bruslons, das zwischen 1723 und 1768 acht Auflagen erlebte und in fünf Sprachen übersetzt wurde; und zum anderen das Dictionnaire Universel de la géographie commerçante (1798–99, 4 Bde.) von Jacques Peuchet, das als ein Nachfolgewerk des Dictionnaire von Savary des Bruslons angesehen werden kann. Zusätzlich werden auch die China-Artikel in den Teilbänden zur „Géographie“ (1782) und zur „Économie“ (1784) der Encyclopédie Méthodique herangezogen, die hinsichtlich ihrer Wissensstrukturen ein Zwischenstadium zwischen den beiden großen ökonomischen Enzyklopädien des französischen 18. Jahrhunderts (Savary des Bruslons und Peuchet) repräsentierten.