Die Gegenwart, so eine derzeit gängige Diagnose, ist eine von Verunsicherung geprägte Zeit. Angesichts neuartiger, z.T. diffuser Bedrohungen müssen bekannte Deutungsmuster und Erklärungsmodelle relativiert werden. Insbesondere der Kontakt mit Menschen, Phänomenen und Narrativen, die als fremd empfunden werden, gilt als Auslöser von Verunsicherung. Übersetzungen, so könnte man annehmen, können solche Verunsicherungen minimieren, indem sie das Unbekannte verstehbar machen. Die Konferenz Instabile Translationen – Verunsicherung als poetisches Prinzip der Übersetzung geht hingegen von der umgekehrten These aus: Jeder Übersetzung ist per se ein Moment der Verunsicherung eingeschrieben, da Übersetzungen unweigerlich den Prozess ihrer Entstehung in sich tragen und daher auf die Unabgeschlossenheit der Entscheidung für den einen und gegen den anderen Begriff verweisen. Die Vorträge widmen sich den ästhetischen, poetologischen und gesellschaftspolitischen Dimensionen dieser Irritationen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf gegenwärtigen, sondern auch auf historischen Phasen gesellschaftlichen Umbruchs, in denen der Prozess des Übersetzens ästhetische und politische Bedeutung erlangte. Auf diese Weise sollen jene Möglichkeitsräume in den Blick kommen, die mit der Gedankenfigur der Verunsicherung jenseits von nationalistischen Restabilisierungsversuchen eröffnet werden.
Das vollständige Programm und die Anmeldeinformationen zu dieser von Myriam-Naomi Walburg und Franziska Jekel-Twittmann organisierten Tagung finden Sie hier.