Spätestens mit Gideon Tourys vieldiskutiertem Buch Descriptive Translation Studies and Beyond ist die Problematik der Translationsnormen in den Mittelpunkt der historischen Translationsforschung gerückt. Dabei hat die Normenproblematik gleichzeitig eine signifikante Erweiterung erfahren. Neben der Frage nach den Leitlinien konkreter übersetzerischer Entscheidungen ist auf diese Weise auch diejenige nach den grundsätzlichen Parametern übersetzerischen Handelns (Zieltextorientierung versus Ausgangstextorientierung) sowie vor allem nach den kulturellen Filtern in den Fokus gerückt, die die Auswahl der zu übersetzenden Texte steuern (Translationspolitik). Neben den Translationsnormen im engeren Sinne greifen für die Übersetzung von Fachtexten in und aus nicht ausgebauten Sprachen Fragen der Norm bereits bei der Abfassung des Ausgangstextes. Diese verweisen ihrerseits auf vorausgegangene Prozesse der Übersetzungen von Sprach-, Text- und Diskursnormen oder aber Verstöße gegen diese, die aus Übersetzungen resultieren.
Standen in den translationshistorischen Studien zur frühen Neuzeit in der Vergangenheit zumeist literarische, biblische oder philosophische Texte im Vordergrund des Interesses, so will die Tagung bewusst den Blick auf die Übersetzung von Fachtexten richten. Das vollständige Programm finden Sie hier.