SPP-Mercator Fellow Levy Bastos (Rio de Janeiro, UERJ) wird einen theoretischen und praktischen Einblick in das Übersetzen frühneuzeitlicher Literatur anhand von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens Werk geben. Grimmelshausens Romane, vor allem sein Simplicissimus Teutsch sowie die Fortsetzung Courasche, gehören zu den wenigen Texten der deutschen Barockliteratur, die heute noch gelesen werden, auch dank einer vergleichsweise intensiven Übersetzungsgeschichte.
Einen Schwerpunkt der übersetzungsanalytischen Reflexion bildet die Auseinandersetzung mit der Courasche-Übersetzung von Levy Bastos ins brasilianische Portugiesisch. Das vorherrschende Interesse der Übersetzung von Bastos besteht darin, Grimmelshausens erzählte Welt so Portugiesisch sprechen zu lassen, dass ein (frühneuhoch-)deutscher ‘Akzent’ im Text bewahrt bleibt. Die soll heutige Leserinnen und Leser dabei unterstützen, sich auf die historische Alterität der Barockzeit einzulassen. Zugleich geht Bastos auf der Ebene der Gegenwart als Zielkultur der Übertragung grundsätzlich davon aus, dass niemand in einem Vakuum von Ideen, Werten, Weltanschauungen übersetzen kann. Daher versteht er Übersetzen als politischen Akt, bei dem auch der Übersetzer von einer bestimmten Wahrnehmung der Realität und seiner spezifischen (sozialen) Position geleitet wird. Übersetzen heißt für Bastos darum entscheiden.
Workshopsprache ist deutsch. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bis zum 30. April 2022 bei Annkathrin Koppers (spp2130@uni-wuerzburg.de) anzumelden. Das Programm finden Sie hier.