Lawrence Venuti ist als Mercator Fellow Gast des SPP 2130 und bietet im Vorfeld der 3. Jahreskonferenz einen Workshop in Wolfenbüttel an. Interessierte Nachwuchswissenschaftler*innen sind herzlich eingeladen, sich bis 30. Juni 2021 bei der Geschäftsstelle für den Workshop anzumelden.
Auch wenn sich die Geschichte der Übersetzungstheorie und -praxis durch eine Reihe von Konzepten und Strategien auszeichnet, sind zwei Ansätze so häufig anzutreffen, dass sie als dominante Modelle gelten können. Der erste, der als instrumentell bezeichnet werden kann, behandelt Übersetzung als die Reproduktion oder Übertragung einer im Ausgangstext enthaltenen oder durch ihn verursachten Invariante, sei es seine Form, seine Bedeutung oder seine Wirkung. Das zweite, hermeneutisch zu nennende Modell betrachtet die Übersetzungstätigkeit als die Einschreibung einer Interpretation bzw. einer von verschiedenen und gar widersprüchlichen Möglichkeiten; hier wird also der Ausgangstext als variabel in Form, Bedeutung und Wirkung angesehen. Der Workshop wird die fortdauernde Relevanz dieser Modelle für das Studium und die Praxis der Übersetzung erkunden, indem er die Arbeit verschiedener Theoretiker und Kommentatoren untersucht, darunter Hieronymus, Friedrich Schleiermacher, Eugene Nida, Gideon Toury, Antoine Berman und Jacques Derrida. Grundlage der Diskussionen sind Analysen von Übersetzungen ins Englische und aus dem Englischen aus verschiedenen humanistischen Gattungen und Textsorten, darunter das lyrische Gedicht, die Prosaliteratur, das Drehbuch, die Philosophie und die Sozialgeschichte. Der Schwerpunkt wird auf verschiedene theoretische Konzepte, einschließlich Äquivalenz, Normen und Ethik, sowie auf die grundlegende Beziehung zwischen Theorie und Praxis gelegt.