Kontrafaktur und Parodie sind zentrale intertextuelle Verfahren sowohl der frühneuzeitlichen Lyrik als auch der Vokalmusik. Beide beruhen auf der Neutextierung einer vorliegenden Vokalkomposition bzw. (Neu-)Textierung einer übernommenen Lied- oder Tanzweise. Kontrafakturen und Parodien können sich damit zum einen das „kommunikative Potential“ (Verweyen/Witting 1979) ihrer Vorlagen zu Nutzen machen. Zum anderen stehen sie im Zeichen des poetischen und auch musikalischen imitatio-Konzepts (Robert 2006). Sie sind Gegenstand elaborierter, poetologischer Reflexionen. [read more…]
Unter organisatorischer Beteiligung des Judaistik-Teilprojekts Pietistische Judenmission II findet im Rahmen des SPP 2130 ein eintägiger digitaler Studientag zum Thema „Musar in Context“ statt. Der kollaborative Workshop widmet sich den Literaturen moralischer Erbauung im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Judentum im Vergleich mit anderen Religionen. Die zentrale Frage ist dabei, wie sich Traditionen ethisch-religiösen Denkens und Schreibens in gegenseitigem Austausch und Konflikt in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten in Europa, Nordafrika sowie dem Osmanischen Reich entwickelten. [read more…]
Öffentlicher Abendvortrag von Regina Toepfer im Kontext der Ausstellung ‚Übersetzte Religionen‘ in der Universitätsbibliothek Leipzig, moderiert von Katja Triplett. Ovids ‚Metamorphosen‘ stellten Rezipierende in Mittelalter und Früher Neuzeit vor große Herausforderungen. Seine Mythen vom Weltanfang weichen in auffälligen Punkten von den biblischen Schöpfungsgeschichten und christlichen Wertevorstellungen ab. Der Vortrag zeigt, wie deutsche Übersetzer mit solchen Provokationen umgingen; sie sparten heikle Stellen aus, erzählten sie um und passten sie eigenen Normen an. Aufgrund solcher Interpretationen lassen sich Übersetzungen als anthropologische Schlüsseltexte lesen. Sie verraten oft mehr über den literarischen und kulturellen Kontext des Zielpublikums als über den Ausgangstext. Der Vortrag ist via Youtube abrufbar.
Bei diesem Treffen haben wir uns über die Projektvorstellungen von zwei neuen SPP-Projekten gefreut. Cecilia Muratori hat ihr Projekt „Deutsche Mystik in Übersetzung: Die Erfindung einer europäischen Idee“ präsentiert. Darauf folgte Enrica Fantino, deren Projekt den Titel: „Lukian in der deutschen Übersetzungskultur der Frühen Neuzeit“ trägt.
Die ursprünglich für Januar geplante Veranstaltung wurde auf den 3. Mai 2022 verschoben. Dr. Marina Bezzi bietet als Mercator Fellow des SPP 2130 einen Workshop für fortgeschrittene Studierende, Doktorand*innen und Postdocs an und gibt eine Einführung in die Zirkulation von historisch-geographischem Wissen durch Übersetzen in Portugal, Spanien, Frankreich und England im 16. Jahrhundert. Das Ziel ist es, die Verknüpfungen zwischen Geschichte und Geographie im Europa der Frühen Neuzeit zu erforschen und zu diskutieren, inwiefern deren Ausdifferenzierung neben anderen Bearbeitungspraktiken insbesondere von Übersetzungen abhängig war. [read more…]
Bei diesem Treffen setzen wir die Projektvorstellungen zunächst mit einem neuen SPP-Projekt fort: Anja Wolkenhauer (Tübingen) wird zusammen mit Julia Heideklang ihr Projekt „Versio latina: Akteure, Funktionen und Ziele der Übersetzung frühneuzeitlicher Literatur ins Lateinische“ vorstellen. Darauf folgen Regina Toepfer und Jennifer Hagedorn, die die Weiterentwicklung der „Translationsanthropologie. Deutsche Antikenübersetzungen des 16. Jahrhunderts aus der Perspektive der Intersektionalitätsforschung“ präsentieren werden.
Das neue internationale und interdisziplinäre Netzwerk steht allen interessierten Wissenschaftler:innen offen, die sich für die Geschichte des Übersetzens und Dolmetschens interessieren. Ziel ist, die Sichtbarkeit der Übersetzungs- und Dolmetschgeschichte zu erhöhen und den Dialog zwischen allen Wissenschaftler:innen mit entsprechenden Forschungsinteressen, unabhängig von ihrem disziplinären Hintergrund, zu fördern (mehr zum Netzwerk und seinen Zielen).
Für die Eröffnungskonferenz waren Beiträge erbeten, in denen Übersetzung sowohl eine konstitutive Kategorie der historischen Analyse als auch eine historisch spezifische Praxis ist. Das vollständige Programm finden Sie hier.
Wir verraten gern schon, dass das SPP mit zwei Panels vertreten sein wird:
Spätestens mit Gideon Tourys vieldiskutiertem Buch Descriptive Translation Studies and Beyond ist die Problematik der Translationsnormen in den Mittelpunkt der historischen Translationsforschung gerückt. Dabei hat die Normenproblematik gleichzeitig eine signifikante Erweiterung erfahren. Neben der Frage nach den Leitlinien konkreter übersetzerischer Entscheidungen ist auf diese Weise auch diejenige nach den grundsätzlichen Parametern übersetzerischen Handelns (Zieltextorientierung versus Ausgangstextorientierung) sowie vor allem nach den kulturellen Filtern in den Fokus gerückt, die die Auswahl der zu übersetzenden Texte steuern (Translationspolitik). [read more…]
SPP-Mercator Fellow Levy Bastos (Rio de Janeiro, UERJ) wird einen theoretischen und praktischen Einblick in das Übersetzen frühneuzeitlicher Literatur anhand von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens Werk geben. Grimmelshausens Romane, vor allem sein Simplicissimus Teutsch sowie die Fortsetzung Courasche, gehören zu den wenigen Texten der deutschen Barockliteratur, die heute noch gelesen werden, auch dank einer vergleichsweise intensiven Übersetzungsgeschichte. [read more…]
Um den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen der Teilprojekte des SPP 2130 Gelegenheit für ein persönliches Kennenlernen zu bieten, veranstalten wir ein Nachwuchstreffen, bei dem auch die TransUnits neu- bzw. umgestaltet werden sollen.
Eingeladen sind alle Docs und Postdocs sowie Hilfskräfte, die an einer TransUnit mitwirken wollen. Wir bitten um Anmeldung bis zum 31. März 2022 bei Annkathrin Koppers (spp2130@uni-wuerzburg.de).
Bei diesem Treffen setzen wir die Projektvorstellungen der dritten Sektion „Kulturelle Zugehörigkeiten und Gesellschaft“ fort. Uns erwarten Präsentationen von Giulia Nardini mit dem Projekt „Übersetzung als Praktik – Übersetzen von Praktiken. Roberto Nobili als missionarischer Übersetzer zwischen Kulturen, Religionen und Gesellschaften“, geleitet von Antje Flüchter, gefolgt von Irena Fliter, die ihr Projekt „Flows und Spannungen: Die Camondo-Familie als kulturelle Übersetzer zwischen dem Osmanischen Reich und Europa im 18. Jahrhundert“ vorstellen wird. Den Abschluss bilden Rebekka Voß und Avi Siluk mit dem Projekt „Transkulturelle jiddische Übersetzungen zwischen Juden und Christen im Kontext der pietistischen Judenmission im Deutschland des 18. Jahrhunderts“.
Im Rahmen eines Workshops zur Rolle Chinas in der europäischen Wissensordnung im 17. und 18. Jahrhundert, der am 14. und 15. Juli 2022 organisiert von Mark Häberlein und Dorothee Schaab-Hanke an der Universität Bamberg stattfindet, hält Hans-Jürgen Lüsebrink einen Vortrag. In dessen Mittelpunkt steht die bisher in der Forschung kaum berücksichtigte Frage, welches ökonomisch orientierte Wissen über China in französischen Enzyklopädien, insbesondere in ökonomischen Enzyklopädien, vermittelt wurde und welche Formen der Perzeption, auch stereotyper Art, hiermit verknüpft wurden. [read more…]
Das Symposium untersucht die transnationalen Beziehungen zwischen Japan und dem Europa der (Gegen-)Reformation aus dem Blickwinkel der Übersetzung. Das angewandte Übersetzungskonzept umfasst sowohl sprachliche als auch kulturelle Übersetzungen, wobei die Beiträge verschiedene Übersetzungsprozesse analysieren, darunter die Übersetzung europäischen religiösen Denkens ins Japanische, die Übersetzung japanischer und europäischer Bilder und Artefakte sowie die Übersetzung von Jesuitenbriefen aus Japan. [read more…]
Das DFG-Schwerpunktprogramm 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit“ lädt zu seiner 4. Jahreskonferenz zum Thema „Übersetzungsräume – Raumübersetzungen“ ein, die vom 14.-16. September 2022 in der Sternwarte der Georg-August-Universität, Göttingen stattfinden wird. Die Konferenz wird als reine Präsenzveranstaltung stattfinden, um nach zwei Pandemiejahren möglichst viel persönlichem Austausch Raum zu geben. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich bis zum 25.07.2022 zur Teilnahme bei Jutta Gilles (jutta.gilles@phil.uni-goettingen.de) anzumelden. Ziel ist die methodische Reflexion und historische Erprobung der Verbindung von Translational und Spatial Turn in spezifisch frühneuzeitlichen Untersuchungssettings. [read more…]
„Indem sie Sprache als grundlegendes Medium menschlicher Verständigung in den Fokus rückt, möchte die Bamberger Arbeitstagung zur Auseinandersetzung mit kommunikativen Praktiken, Übersetzungsleistungen und Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit anregen. [read more…]
Zweck des zweitägigen Arbeitsgesprächs, das 06.–07. Oktober 2022 stattfindet, ist es, das Untersuchungsfeld des SPP-Teilprojekts der zweiten Förderphase „Übersetzungssemantiken in der frühneuzeitlichen deutschsprachigen Erzählliteratur“ (Dirk Werle u. Fiona Walter, Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg) frühzeitig gemeinsam auszuloten. Um dem Desiderat einer frühneuzeitlichen Theorie des Übersetzens nachzukommen, werden ‚prototheoretische‘ Übersetzungssemantiken (Begriffe, Metaphern, Figurationen und Diskurse) in der deutschsprachigen frühneuzeitlichen Erzählliteratur untersucht. [read more…]
Das Lied hat in jüngster Zeit sowohl in der literatur- als auch der musikwissenschaftlichen Frühneuzeit-Forschung erhebliches Interesse erfahren. Ausgehend von neuen Überblicksdarstellungen haben Monographien, Tagungen und Sammelbände die Bedeutung des Gegenstands für ästhetische wie kulturhistorische Fragen (wieder)entdeckt und die zentrale Rolle, die das Lied in allen Bereichen der frühneuzeitlichen Lebenswelt spielte, herausgestellt. Hinzu kommen Editionsinitiativen, die Liederbücher einzelner Autoren oder Sammeldrucke des 16. und 17. Jahrhunderts analog und digital zugänglich machen. [read more…]
Die Gegenwart, so eine derzeit gängige Diagnose, ist eine von Verunsicherung geprägte Zeit. Angesichts neuartiger, z.T. diffuser Bedrohungen müssen bekannte Deutungsmuster und Erklärungsmodelle relativiert werden. Insbesondere der Kontakt mit Menschen, Phänomenen und Narrativen, die als fremd empfunden werden, gilt als Auslöser von Verunsicherung. Übersetzungen, so könnte man annehmen, können solche Verunsicherungen minimieren, indem sie das Unbekannte verstehbar machen. Die Konferenz Instabile Translationen – Verunsicherung als poetisches Prinzip der Übersetzung geht hingegen von der umgekehrten These aus: Jeder Übersetzung ist per se ein Moment der Verunsicherung eingeschrieben, da Übersetzungen unweigerlich den Prozess ihrer Entstehung in sich tragen und daher auf die Unabgeschlossenheit der Entscheidung für den einen und gegen den anderen Begriff verweisen. [read more…]
Jun. Prof. Dr. Philipp Bockholt und Bastian Sick, M.A. (Münster): Vorstellung der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe zu arabisch-persisch-türkischen Übersetzungsvorgängen in der Frühen Neuzeit
Der Workshop fokussiert sich auf die Wissenschaftslandschaft des langen 18. Jahrhunderts und widmet sich den Dynamiken, die sich vor dem Hintergrund von interlingualen Übersetzungen von Texten und Werken in der Epoche entfalteten. Dabei soll das Spannungsfeld ausgelotet werden, das sich zwischen der europäischen und transatlantischen République des lettres einerseits und der Etablierung ‚nationaler‘ Aneignungsstrategien und Selbstbehauptungsprozesse im Kontext von Wissenschaftsübersetzungen andererseits eröffnete. Drei Problemfelder stehen im Mittelpunkt: Translation zwischen Universalität und Partikularität; die Bedeutung von Übersetzung für wissenschaftliche Kontroversen und Debatten; Zentrum und Peripherie. [read more…]