Karten mit gemeinsamen kartografischen Konventionen und metrischen Eigenschaften sind unabhängig von der Sprache ihrer Ortsnamen verständlich, während die Übersetzung von Ortsnamen und Legenden für das Verständnis von „fremden“ kartografischen Darstellungen wenig hilfreich ist.
Das Projekt zielt auf die Präzedenzfälle von Fusionen grundsätzlich verschiedener kartografischer Sprachen: die Kartierung von Ostasien durch indigene und europäische Kartografien, welche seit dem frühen 16. Jh. in einem reziproken Übersetzungsprozess stehen. Die Analyse konzentriert sich auf die Sicht historischer Akteure im Spannungsverhältnis zwischen unübersetzbaren Elementen (inkl. ganzer Karten) und für notwendig empfundenen Ergänzungen bzw. Änderungen.
Die ausgewählten kartografischen Quellen sind der Fachgemeinschaft bisher wenig bekannt. Zu ihnen zählen insbesondere die kürzlich vom MPIWG akquirierten gedruckten Karten sowie handgezeichnete Karten in der Sammlung der SUB Göttingen.
Diese Studie arbeitet mit formalen, sich an moderne Techniken der kartometrischen Analyse und der mathematischen Modellierung anlehnenden Methoden und bezieht dabei Techniken zur Analyse der Materialität von Karten ein. Das Ziel ist, eine Filiation von verwandten Karten fundiert zu rekonstruieren, um neben anderen Eigenschaften feine Beziehungen zwischen gegenseitig übersetzten Karten explizit zu machen.
Das dreijährige Projekt ist am MPIWG angesiedelt, wo es von einem hochqualifizierten IT-Team profitiert. Es basiert auf einer Kooperation von Prof. Dr. Dagmar Schäfer (Direktorin des MPIWG Dept. III), Dr. Vera Dorofeeva-Lichtmann (CNRS, Frankreich) und Prof. Dr. Yang Yulei (Zhejiang University, VRC).
Projektwebseite am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.