In diesem Projekt werden Übersetzungen von Reiseberichten über Afrika in vier Sprachgebieten (Englisch, Französisch, Deutsch und Niederländisch) zwischen 1600 und 1820 untersucht, um zu beleuchten, wie diese das Wissen um einen Kontinent formten, der in Westeuropa noch bis in die späte Aufklärung größtenteils als unbekanntes Terrain galt. Im gewählten Zeitraum beschleunigte sich der Austausch von Wissen durch Übersetzungen zwischen Großbritannien, Frankreich sowie den deutsch- und niederländischsprachigen Gebieten, wobei naturwissenschaftliche Reiseberichte eine zentrale Rolle spielten. Der Fokus auf Afrika ist maßgeblich: Für den Großteil des betrachteten Zeitraums wurde der Kontinent weiterhin mit dem Fremden und Exotischen assoziiert, lange nachdem weite Teile Asiens und Amerikas bereits in das europäische Verständnis der ‚bekannten‘ Welt eingegliedert worden waren. Bisher gibt es keine umfassende vergleichende Studie westeuropäischer Texte über Afrika, die vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des ‚langen achtzehnten Jahrhunderts‘ nachverfolgt, wie wissenschaftliche Kenntnisse über den Kontinent durch Übersetzungen von Reiseberichten vorangetrieben wurden. Mithilfe von Einsichten aus der Übersetzungswissenschaft und der Wissenschaftsgeschichte untersucht das Projekt den Beitrag von Übersetzungen zur Formung wissenschaftlichen Wissens. Zudem erforscht es, wie frühneuzeitliche Gesellschaften die Rolle von Übersetzer:innen bei der Mobilisierung von Ideen für eine entstehende globale Wissensgesellschaft einschätzten.
Angesiedelt ist das Projekt am Fachbereich für Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim, Arbeitsbereich Anglistik, wo es von Prof. Dr. Alison E. Martin geleitet wird. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen sind Phillip Wolf und Mónica Martínez Gómez.