Das Projekt widmet sich Übersetzungen als Medium des Kulturtransfers zwischen Juden und Christen im frühneuzeitlichen Europa. Der Fokus liegt auf jiddischen Übersetzungen, die von jüdischen Konvertiten und christlichen Missionaren des Institutum Judaicum in Halle für den Einsatz in der Judenmission angefertigt wurden.
Translation wird hier einerseits im engeren, literarischen Sinn verstanden sowie in Erweiterung der Untersuchungsperspektive der ersten Förderphase andererseits performativ als Handlung. Auf beiden übersetzungspraktischen Ebenen sollen die Absichten, Strategien und Taktiken der Missionare und Übersetzer im Dienst der Mission analysiert werden. Dabei soll gezeigt werden, dass Planung und Durchführung des Missionsunternehmens nicht statisch waren, sondern Übersetzungsprozesse sich in einem dynamischen Wechselverhältnis zwischen missionarischem Impetus und jüdischer Reaktion entwickelten.
Der räumliche Fokus des Projekts wird dabei über Deutschland hinaus auf Polen erweitert, um die missionarische Übersetzungspraxis im kulturräumlichen Vergleich zwischen Ost- und Westeuropa über einen längeren Zeitraum analysieren zu können.
Das Projekt ist am Seminar für Judaistik der Goethe-Universität Frankfurt angesiedelt. Es wird von Prof. Dr. Rebekka Voß geleitet und von ihr gemeinsam mit Dr. Avi Siluk und Johannes Müller als wissenschaftlichen Mitarbeitern bearbeitet.