Zwischen 1603 und 1750 erlebte Großbritannien in politischer, konfessioneller und sozialer Hinsicht eine Reihe krisenhafter Zäsuren, die (ähnlich wie der Brexit) in besonderer Weise dazu herausforderten, über Fragen der nationalen Identität nachzudenken. Das an der FAU Erlangen-Nürnberg angesiedelte, seit 2018 geförderte Forschungsprojekt analysiert, wie solche Krisen in der britischen Kunstproduktion mittels „Übersetzung“ kontinentaleuropäischer Modelle thematisiert wurden. Da die Bildkünste in der ersten Förderperiode im Vordergrund standen, gilt nun das Augenmerk insbesondere der Architektur und dem Theater.
Das Banqueting House steht symbolhaft für beide Teilprojekte, diente der innovative Bau doch als Schauplatz der höfischen Theateraufführungen. Der schon im 17. Jh. geläufigen Analogie von Architektur und Kostüm folgend, fragen die beiden Teilprojekte nach den kommunikativen Funktionen dieser zweiten und dritten „Haut“ des Menschen. Das erste Teilprojekt widmet sich der damaligen Suche nach einem nationalen Stil in der britischen Architektur, während das zweite Teil- und Dissertationsprojekt die Identitätskonstruktion der ersten Stuart-Monarchen in den spektakulären Kostümen und Inszenierungen des Hofarchitekten Inigo Jones unter besonderer Berücksichtigung des nationalen bzw. kolonialen Selbstverständnisses, der Repräsentation außereuropäischer Kulturen und der Geschlechterrollen in den Blick nimmt.
Angesiedelt ist das von Prof. Dr. Christina Strunck geleitete und Jana Sauter-Späth mitbearbeitete Projekt am Institut für Kunstgeschichte der Universität Erlangen.