Das Projekt zeigt die prägende Rolle des Übersetzens in der Frühen Neuzeit am Beispiel der Übertragungen von deutscher mystischer Literatur ins Englische. Das England der Frühen Neuzeit bot einen außergewöhnlichen Nährboden für die Rezeption von Autoren wie Paracelsus (1493–1541), Sebastian Franck (1499–1542), Valentin Weigel (1533–1588) und Jacob Böhme (1575–1624). Getragen von dichten sozialen Netzwerken wurden sie ins Englische übersetzt, veröffentlicht und rezipiert. Ideen aus Kontinentaleuropa wurden mit einheimischen Ansätzen verbunden, wodurch eine eigene Tradition und eine neue Sprache entstand. Der Erfolg dieser Übersetzungen brachte sogar eine neue Persona hervor: die eines englischen Böhme, oder Behmen.
Das Projekt zielt auf eine umfassende philosophische Neubewertung dieser Übersetzungen. Es analysiert, wie Ideen durch Übersetzung adaptiert und neu erfunden wurden. Es hat drei Zielvorgaben: 1) Anhand von Kurzbeschreibungen wird das Korpus der englischen Übersetzungen präsentiert; 2) die Übersetzungsstrategien für die Übertragung mystischer Terminologie und deren Einfluss auf den philosophischen Transfer werden analysiert; 3) Die Beziehung zwischen interlingualem Übersetzen und visueller Verbildlichung als Mittel für transkulturelle Vermittlung philosophischer Ideen wird am Fall des handschriftlichen Werks von Dionysius Andreas Freher (1649–1728) offengelegt. Dies besteht aus deutschen und englischen Traktaten sowie einer großen Anzahl von Bildern, die die deutsche Mystik in England verbreiten und kritisch interpretieren sollten.
Das Projekt ist am Institut für Philosophie der FU Berlin angesiedelt. Dort wird es von Dr. Antje Wittstock bearbeitet und von Dr. Cecilia Muratori (Dipartimento di Studi Umanistici, Università di Pavia, Italien) und Prof. Dr. Anne Eusterschulte geleitet.