Wichtigstes Veranstaltungsformat sind die Jahreskonferenzen, auf denen die Forschungsaktivitäten schwerpunktmäßig vorgestellt und diskutiert werden. Auf diese Weise wird einmal jährlich der Gesamtzusammenhang des Schwerpunktprogramms hergestellt, um sektionsübergreifend Forschungsimpulse zu setzen und Kooperationsperspektiven zu eröffnen. Hinzu kommen thematische Workshops, die die TransUnits und Einzelprojekte organisieren sowie die Veranstaltungen, auf denen einzelne oder mehrere Mitglieder des SPP Projektrelevantes präsentieren.
Seit dem Beginn des dritten Projektjahrs gibt es ein neues Format: Digitale Diskussionen. Um die positiven Nebeneffekte der zunehmenden Digitalisierung von Forschung und Lehre, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt worden sind, zu nutzen und gleichzeitig den Austausch untereinander zu intensivieren, setzt das SPP 2130 seine inhaltlichen Gespräche nun auch zwischen den Jahreskonferenzen fort. In regelmäßigen Abständen, jeweils am ersten Donnerstag eines Monats, treffen wir uns online mit Gastreferent*innen, um über verschiedene Aspekte der Übersetzungskulturen zu diskutieren, oder vertiefte Einblicke in die aktuelle Projektarbeit zu geben. Nicht nur SPP-Mitglieder, sondern auch alle Assoziierten und Interessierten sind herzlich eingeladen. Um die Zugangsdaten zu erhalten, melden Sie sich bitte bei der Geschäftsstelle.
Termine und Veranstaltungsankündigungen finden Sie unter Aktuelles bzw. im Kalender.
6. Jahreskonferenz des SPP 2130: Die Frühe Neuzeit als Epoche des Übersetzens. Revision und Bilanz eines Forschungsprogramms
11.–13. Sept. 2024, HAB Wolfenbüttel
Das 2018 von der DFG eingerichtete Schwerpunktprogramm 2130 hat seine sechste und letzte Jahreskonferenz dazu genutzt, in intensiven Diskussionen die zentralen Thesen des Forschungsprogramms zu reflektieren und zu validieren. Der Kernhypothese, dass die Epoche der Frühen Neuzeit als Epoche des Übersetzens zu fassen sei, wird sich der Tagungsband widmen und dabei auch die Multiperspektivität des SPP spiegeln. Die verschiedenen diskutierten Epochenkonzepte wurden durch die Vorträge der beiden Mercator Fellows Yen‐Maï Tran‐Gervat (Sorbonne Nouvelle, Paris) aus der romanistischen Komparatistik und Iris Idelson-Shein (Ben-Gurion University of the Negev) aus der Judaistik zusätzlich bereichert.
Der zweite Fokus der Konferenz lag auf Reflexion und Bilanzierung des gestuften Übersetzungsbegriffs, der sechs Jahre lang Arbeitsgrundlage des Forschungsverbunds war und auf der letzten Konferenz ebenso intensiv diskutiert wurde wie auf der ersten; dabei hat sich der Akzent von der Frage „kann es übersetzen jenseits von translation proper überhaupt geben“ zur Frage „ist ein gestufter Übersetzungsbegriff nicht auch schon ein hierarchisierender Begriff“ verschoben.
Besonders vielschichtig war das Panel zur Interdisziplinarität, das von Reflexionen darüber getragen war, was es außerhalb der fachlichen und persönlichen Komfortzone zu entdecken gibt; wie der Transfer interdisziplinär gewonnener Erkenntnisse in die eigene Fachdisziplin gelingen kann; sowie von wissenschaftspolitischen Fragen danach, wie man in der Interdisziplinarität (Wissenschafts-)karriere machen kann oder ob Wissenschaftskommunikation primär als zusätzliche Arbeitsbelastung aufzufassen ist oder zur gesellschaftlichen Verantwortung von Forschenden gehört.
Flankiert und kommentiert wurden all diese Diskussionen von drei Expert:innen, nämlich Tobias Bulang (Heidelberg, Germanistische Mediävistik), Maren Jäger (Berlin, Literaturwissenschaft und Rhetorik) und Renate Dürr (Tübingen, Geschichte der Frühen Neuzeit), die zum Abschluss ihre Beobachtungen an den Verbund zurückspiegelten.
Das Format einer rein auf Diskussion ausgerichteten Konferenz empfiehlt sich für alle Verbünde, in denen die Kulturpraxis der wertschätzenden Kommunikation und des gegenseitigen Verständniswillens eingeübt und ubiquitär sind.
Annkathrin Koppers
5. Jahreskonferenz des SPP 2130: Gender und Diversität in den Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit
13.–15. Sept. 2023, Burkardushaus Würzburg
Die zunehmende gesellschaftliche und politische Relevanz der Themen Gender und Diversität spiegelt sich auch in Wissenschaft und Forschung. Bereits bei der 2. Jahreskonferenz des SPP 2130 zum Thema „Übersetzungspolitiken“ im Jahr 2020 wurde kontrovers über den Einfluss von Geschlechterrollen in der Übersetzungsgeschichte der Frühen Neuzeit diskutiert, weshalb sich die 5. Jahreskonferenz des DFG-Schwerpunktprogramms 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit“ dezidiert mit wechselseitigen Bezügen von Übersetzung und Geschlecht auseinandersetzte. Ziel der Tagung war nicht nur, Gender und Diversität als Analysekategorien für die frühneuzeitlichen Übersetzungskulturen fruchtbar zu machen, sondern auch für ihre essenzielle Bedeutung in der historischen sowie in der gegenwärtigen Übersetzungspraxis und Übersetzungsforschung zu sensibilisieren. Inwiefern beeinflussten kulturell geprägte Identitätskonzepte und Gruppenzugehörigkeiten die Tätigkeit des Übersetzens und umgekehrt? In welcher Weise trugen frühneuzeitliche Übersetzungen zur Etablierung von sozialen Werten und genderspezifischen Idealen bei? Lassen sich darüber hinaus auch Verfahren des Übersetzens identifizieren, die gesellschaftliche Normen durch Verweise auf anerkannte Autoritäten und normativitätskritische Interpretationen eines Ausgangstexts konterkarierten und unterminierten? Methodisch lassen sich die Zugänge zu den Tagungsthemen in akteurszentrierte, theoretisch-reflexive und komparatistisch-produktbezogene Ansätze systematisieren; thematisch-inhaltlich lassen sich die Vorträge in die drei Sektionen ‚weibliche Übersetzer der Frühen Neuzeit‘, ‚literarische Gender-Übersetzungen‘ und ‚anthropologische Gender-Übersetzungen‘ einordnen.
Unter der Leitung von Regina Toepfer (Würzburg) wurden in 16 Vorträgen Gender und Diversität in den Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit aus interlingualer und intermedialer, anthropologischer und epistemischer sowie kultureller und sozialer Perspektive betrachtet. Flankiert wurde das fachwissenschaftliche Programm von einer Podiumsdiskussion, die die Forschungsfragen der Tagung für eine interessierte Öffentlichkeit übersetzen sollte, wobei auch einige Gemeinsamkeiten zwischen dem Übersetzen vom Arabischen und vom Mittelhochdeutschen ins heutige moderne Deutsch gefunden wurden, sowie von einem Workshop zur Stärkung praktischer Vielfaltskompetenzen in Forschung und Lehre.
Die Ergebnisse der Konferenz werden in einem Sammelband veröffentlicht.
Felix Herberth & Annkathrin Koppers
4. Jahreskonferenz des SPP 2130: Übersetzungsräume – Raumübersetzungen
14.–16. Sept. 2022, Historische Sternwarte Göttingen
Nachdem die Jahreskonferenzen des SPP 2130 pandemiebedingt zwei Jahre lang nur hybrid möglich waren, konnte in diesem Jahr die vierte Jahrestagung erstmals wieder rein in Präsenz stattfinden. So kamen 50 Wissenschaftler:innen vom 14. bis 16. September 2022 unter der Leitung von Regina Toepfer und Jörg Wesche in der Historischen Sternwarte in Göttingen zusammen.
Die insgesamt 13 Vorträge standen im Zeichen der Fruchtbarmachung einer Verbindung von translational und spatial turn für die Frühneuzeitforschung, wobei die verschiedenen Zugänge von der Untersuchung der Raumsemantik in Übersetzungsmetaphoriken, über die transkulturelle und intermediale Übersetzung von Raum bis hin zur Identifikation von Translationsräumen als intermediary space reichten. Die breite interdisziplinäre Diversität des SPP 2130 ermöglichte dabei nicht nur eine umfassende multiperspektivische Betrachtung des Tagungsthemas, sondern wirkte sich auch gewinnbringend auf die Reflexion und Diskussion verschiedener Raumkonzepte und -definitionen aus.
Mit seinem Abendvortrag Plusminuswurzelgleich: Über die Sprache einer beweisenden Disziplin veranschaulichte Thomas de Padova, wie die Übersetzung von ‚Rechnen‘ in die mathematische Formelsprache funktioniert, unter anderem auch über einen literarischen Weg. Anhand ausgewählter Textpassagen aus seinem aktuellen Buch Alles wird Zahl. Wie sich die Mathematik in der Renaissance neu erfand erzählte er wichtige Momente der Mathematik- und Wissenschaftsgeschichte als mathematische Übersetzungsgeschichte, zum Beispiel vom Übersetzen in eine geometrische Bildsprache mittels Zentralperspektive. Diesen geometrischen Weg, Masse aus verschiedenen Perspektiven und Positionen abzubilden um einen Raumeindruck zu gewinnen, stellte er als „Wegbereiter der neuzeitlichen Wissenschaften“ heraus.
Die internen Programmpunkte bestanden aus einer Mitgliederversammlung und der Bildung der TransUnits der zweiten Förderphase des SPP 2130. Das sind Arbeitsgruppen der (Post-)Doktorand:innen und auch der Hilfskräfte im SPP, die sich gegenseitig mit Peer-Feedback unterstützen und kleinere gemeinsame Projekte realisieren werden.
Felix Herberth & Eileen Rippe
3. Jahreskonferenz des SPP 2130: „Ambiguität und Subversion. Gegenläufigkeiten frühneuzeitlicher Übersetzungskulturen“
15.–18. Sept. 2021, HAB Wolfenbüttel & online
Unter der Leitung von Regina Toepfer und Jörg Wesche fand die Jahreskonferenz erneut in hybrider Form statt. 25 Teilnehmer*innen konnten in der Augusteerhalle persönlich anwesend sein und online waren darüber hinaus insgesamt über 40 Personen via Zoom zugeschaltet. Dies ermöglichte auch Wissenschaftler*innen aus Ländern mit weiterhin bestehenden Reiseeinschränkungen die Teilnahme.
Wurden auf der zweiten Jahreskonferenz noch Fragen der Normalisierung und der Translationspolitik besprochen, ging es diesmal dezidiert nicht um Norm(ierung)en, sondern um die Frage nach dem Widerständigen, nach Gegenläufigkeiten in den Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit. Von den verschiedenen Zugriffen auf den Übersetzungsbegriff, die sich in den drei Sektionen des SPP 2130 widerspiegeln, bildeten Bezüge zu interlingualen und intermedialen Übersetzungen und zu epistemischen Konfigurationen zwei klare inhaltliche Schwerpunkte.
Im Fokus standen einerseits literarische Übersetzungsszenen sowie die Darstellung und Reflexion des Dolmetschens, wobei Nichtverstehen und Uneindeutigkeit als Phänomene in der frühneuzeitlichen Übersetzungskultur zu beobachten sind, die nicht nur theoretisch, sondern auch subversiv in Übersetzungssatiren und -tragödien verarbeitet wurden. Neben begriffsdefinitorischen und theoretischen
Reflexionen bildeten andererseits Fragen nach der Übersetzung von Ideen und Konzepten (z.B. europäische Vorstellungen des Martyriums nach Japan oder der Ehe und religiöser Hierarchien nach Neu-Mexiko) den zweiten Schwerpunkt. Bei der Analyse dieser Resemantisierungen und/oder Refunktionalisierungen kommt der Berücksichtigung verschiedener Wissenssysteme bzw. -ordnungen eine fundamentale Bedeutung zu.
In seiner Keynote mit dem Titel „On a Universal Tendency to Debase Retranslations or The Instrumentalism of a Translation Fixation“ vertrat Lawrence Venuti (Temple University, Philadelphia) die These einer universellen Tendenz zur Fixierung (‚fixation‘) bei Leserinnen und Lesern, die sich allzu oft in der Bevorzugung von älteren, schon bekannten Übersetzungen gegenüber neuen Übersetzungen manifestiert.
In diesem Jahr konnte Naoki Sakai (Cornell University, New York) seinen Vortrag „The Individuality of Language – Internationality and Transnationality“ in persona vor Ort fortsetzen. Er betrachtete die Sonderstellung der japanischen Sprache, ausgelöst durch die umfassende Abschottung des frühneuzeitlichen Japan von der internationalen Welt. Diese Abschottung verhinderte, dass sich das europäische Übersetzungsregime – ein in zahlreichen anderen Kulturen durch die europäische Kolonisierung beobachtbarer Globalisierungseffekt – in Japan verbreitete. Daher spricht Sakai von der Entstehung des Japanischen als „Totgeburt“ (‚stillbirth‘).
Neben den internationalen Gästen bildeten die Abschlusspräsentationen der TransUnits sowie das Pre-opening der digitalen Ausstellung des SPP 2130 weitere Highlights, die historische geisteswissenschaftliche Forschung mit innovativen, kreativen Methoden darstellen und vermitteln. So wurde der Einblick in die Ausstellung festlich gerahmt von einem musikalischen Gruß aus dem SPP-Projekt ‚Liedkultur des 17. Jahrhunderts als Übersetzungskultur‘, organisiert und kommentiert von Dr. Astrid Dröse und Dr. Sarah Springfeld, dargeboten von Charlotte Beckmann und Prof. Matthew Gardener.
Die Ergebnisse werden als Tagungsband in der Reihe ‚Early Modern Translation Cultures‘ publiziert.
Felix Herberth, Annkathrin Koppers
2. Jahreskonferenz des SPP 2130: „Übersetzungspolitiken“
16.–18. Sept. 2020, HAB Wolfenbüttel & online
Im Team geleitet von den SPP-Projektleiter*innen Antje Flüchter, Andreas Gipper, Susanne Greilich und Hans-Jürgen Lüsebrink fand die Tagung in hybrider Form mit 20 Teilnehmer*innen in der Augusteerhalle und insgesamt über 60 Onlineteilnehmenden via Webex statt, wodurch sich auch externe Wissenschaftler*innen beteiligen konnten. Ausgangspunkt war die zentrale Frage danach, warum bestimmte Texte, Bilder und Zeichenkomplexe übersetzt werden, während andere unübersetzt bleiben (müssen). Damit gerieten einerseits Übersetzungspolitik(en) im Sinne des Konzepts der translation policy und mit ihnen soziokulturelle, ökonomische und interkulturelle Einflussfaktoren in den Fokus, andererseits Übersetzungen im Kontext politischer Verhandlungs- und Aushandlungsprozesse und somit der Zusammenhang zwischen politics und translation. Dabei ging es vor allem um das Zusammenspiel von akteurszentrierten und strukturellen Dimensionen bei Politiken des Übersetzens, wobei die Organisator*innen kulturelle Filter, Kalkül und Diplomatie als heuristisch besonders wichtig herausstellten. Die Keynote von Naoki Sakai (Cornell University) „The Individuality of Language –Translation and Internationality“erweiterte die Perspektive der Teilnehmenden, indem er die Vorstellung einer homogenen Sprache am Beispiel Japans als Fiktion entlarvte. Geplant ist, dass Herr Sakai diesen Vortrag auf der dritten Jahreskonferenz fortsetzt. Die Ergebnisse der diesjährigen Tagung sollen 2022 in der Reihe ‚Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit / Early Modern Translation Cultures‘ (EMTC) veröffentlicht werden. Das hybride Tagungsformat kam bei den Teilnehmenden gut an, weil die digitale und die reale Welt eng miteinander verknüpft waren: Alle in Wolfenbüttel gehaltenen Vorträge wurden via Internet kommentiert und die Co-Moderation sorgte bei den Fragen und Anmerkungen für einen kontinuierlichen Wechsel zwischen den teilnehmenden Gruppen. Auf diese Weise konnten nicht nur zwischen den verschiedenen Disziplinen, sondern diesmal auch über verschiedene Teilnahmemodi und damit auch über unterschiedliche Orte und Pandemieeinschränkungen hinweg ‚übersetzt‘ werden, sodass rege Diskussionen nahezu ungehindert stattfinden konnten. Mit neuen Formaten setzten sich die SPPler*innen auch bei der Mitgliederversammlung in Hinblick auf die Gestaltung der Zusammenarbeit in der zweiten Förderphase auseinander.
Annkathrin Koppers
1. Jahreskonferenz des SPP 2130: „Übersetzen in der Frühen Neuzeit – Konzepte und Praktiken“
11.–13. September 2019, Wolfenbüttel
Unter Leitung des Programmausschusses – Prof. Dr. Peter Burschel, Prof. Dr. Regina Toepfer und Prof. Dr. Jörg Wesche – stellten die Mitglieder des SPP 2130 ‚Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit (1450-1800)‘ nicht nur die konzeptuellen und methodischen Zugriffe ihrer Projekte, sondern bereits erste Arbeitsergebnisse vor.
In angeregten Diskussionen zeigte sich einmal mehr, dass die ganze Vielfalt der Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit nur mithilfe einer großen interdisziplinären Spannbreite, wie sie das SPP 2130 bietet, angemessen in den Blick genommen werden kann. Trotz oder gerade wegen dieser Diversität kristallisierte sich in intensiver Zusammenarbeit heraus, dass Übersetzen als Handlung, Sinnvermittlung und komplexer Prozess zu verstehen ist. Diese Perspektive nahm auch Peter Burke in seinem Abendvortrag ein. Seine Ausgangsthese war, dass alle Übersetzungen – von solchen, die nach linguistischer Identität streben, bis hin zu solchen, die mit ihren Vorlagen konkurrieren und sie zu überbieten suchen – immer kulturelle Übertragungen sind. Zwischen den Oppositionen Translation und Dislokation führte er den Begriff der Transposition ein, um die verschiedenen kreativen Aspekte des Übersetzens – von Domestikation über Explikation bis Assimilation – zu fokussieren.
Die SPP-Mitglieder sammelten zahlreiche Ideen für eine Ausstellung, um die gewonnenen Erkenntnisse zum Abschluss des dritten Projektjahrs auch in die Öffentlichkeit zu vermitteln. Die Mitarbeiter*innen der Einzelprojekte fanden sich in festen Arbeitsgruppen (TransUnits) zusammen, die die Vernetzung innerhalb des SPP stärken und dem interdisziplinären Austausch dienen. Auch hier wurden Ideen für TransUnit-Projekte gesammelt. Kreative Prozesse waren also Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und wurden von den Tagungsteilnehmer*innen selbst engagiert angewendet.
Die Ergebnisse der 1. Jahreskonferenz werden in einem Sammelband veröffentlicht, der 2020 erscheinen soll.
Annkathrin Koppers
Konstituierende Sitzung des SPP 2130: ‚Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit‘
11.–12.01.2019, HAB Wolfenbüttel
Unter Leitung des Programmausschusses – Prof. Dr. Peter Burschel, Prof. Dr. Regina Toepfer und Prof. Dr. Jörg Wesche – stellten die Mitglieder des SPP 2130 ‚Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit (1450–1800)‘ ihre Projekte, gegliedert nach den drei Sektionen „Zeichensysteme und mediale Transformationen“, „Anthropologie und Wissen“ sowie „Kulturelle Zugehörigkeit und Gesellschaft“, vor. Dabei wurde schnell deutlich, dass sich der interdisziplinäre Austausch zwischen den Vertreter*innen der beteiligten Disziplinen Keltologie, Geschichte, Alt- und Neugermanistik, Romanistik, Religions- und Kunstgeschichte sowie der Wissenschaftsgeschichte als äußerst fruchtbar und anregend gestaltet. Diese intensive Zusammenarbeit soll daher auf der ersten Jahreskonferenz vertieft werden.
Am Abend des 11.01. wurde das SPP mit einem öffentlichen Abendvortrag in der Augusteerhalle eröffnet. Nach freundlichen Grußworten der Vizepräsidentin der TU Braunschweig und des Direktors der HAB sprach Doris Bachmann-Medick über verschiedene Modelle kultureller Übersetzung. Ihre Ausgangsthese war, dass die Binarität von Original und Übersetzung zugunsten mehrgliedriger Modelle überwunden werden müsse, gleichzeitig betonte sie die Bedeutung von Brüchen, Missverständnissen oder Umwegen über dritte Positionen.
Der Mehrwert dieser Modelle zeigte sich bereits in den folgenden Diskussionen, bei denen sich nicht nur die fein nuancierten Unterschiede der Übersetzungsbegriffe der einzelnen Projekte herauskristallisierten, sondern auch projektübergreifende Themen. Dies betrifft neben Übersetzungen in einem religiös-missionarischen Kontext beispielsweise die Übersetzerpersönlichkeiten und -netzwerke und damit eng verbunden auch Fragen der Machtverteilung bei Übersetzungsprozessen. Bei allen Gemeinsamkeiten geht es dem SPP 2130 nicht darum, Differenzen, Brüche und Probleme auszublenden, sondern gerade diese für einen interdisziplinären Austausch und die thematische, begriffliche und methodische Reflexion fruchtbar zu machen.
Annkathrin Koppers