Nicht nur die Brexit-Debatte in Großbritannien spiegelt die breiten europakritischen Tendenzen in den Mitgliedsstaaten der EU wider. In den vergangenen Jahren sind in vielen europäischen Ländern rechte oder populistische Parteien in die Regierungen eingezogen, die weniger europäische Integration und mehr Nationalstaatlichkeit, sowie einen massiven Schutz der Außengrenzen fordern.
Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf Praktiken des Übersetzens in der Frühen Neuzeit. Gerade das Beispiel Großbritannien zeigt, dass im 17. Jahrhundert dort keinesfalls von einer „splendid isolation“ gesprochen werden kann. So war das Herrscherpaar Charles I. und Henrietta Maria in einer von schweren politischen und religiösen Krisen gezeichneten Regentschaft maßgeblich daran beteiligt, kontinentaleuropäische Tendenzen zu etablieren.
Unsere TransUnit möchte in einer Onlineausstellung, die auf der Website des Instituts für Kunstgeschichte der FAU Erlangen gehostet werden wird, Prozesse des Aushandelns zwischen als eigen oder fremd empfundenen kulturellen Phänomenen, des Aneignens aber auch des Ablehnens von Ideen und Praktiken und daraus entstehende Transformationen fokussieren. Welche kulturellen, politischen und sozialen Leitvorstellungen bedingten diese Übersetzungen und wer waren die Akteure, die diese initiierten?
Anhand von konkreten Kunstwerken, Texten und Bauwerken sollen diese Prozesse visualisiert werden, ohne dabei der Tendenz Vorschub zu leisten, in der Analyse von Übersetzungsprozessen nationale Zuweisungen zu verfestigen, anstatt sie zu problematisieren. Hierbei sollen Montagetechniken erprobt werden, die die Suche nach homogenen Ursprüngen performativ unterlaufen, aber auch fiktive Dialoge, die die Analysen um eine kritisch-reflexive Ebene ergänzen.
Sofia Derer, Mitarbeiterin im Projekt ‚Moscherosch‘
Lukas Maier, Mitarbeiter im Projekt ‚Kunst und Krise‘
Caroline Mannweiler, Mitarbeiterin im Projekt ‚Wissenschaftsübersetzungen‘